Rezensionen des Buchs

Menschenrechte und Leistungsgerechtigkeit

»Was könnte die Politische Theorie zu den drängenden Problemen unserer Zeit - nennen wir nur die Stichworte „Umweltzerstörung", „Globalisierung", „Turbo-Kapitalismus" - sagen: eine Politische Theorie zudem, die sich vom Denken Platons her entfaltet, sich im Weiteren noch an Aristoteles und Kant orientiert und es sich dann, so geformt, aufgibt, auch und insbesondere eine Theorie des gegenwärtigen Zeitalters zu sein?

Man wird mit Skepsis reagieren. Was hat Platon mit Massenentlassungen von Arbeitnehmern durch Großkonzerne zu tun, die mehr als satt von ihren Riesen-Gewinnen sind? Kann die Frage, ob menschliche Organe reproduziert werden dürfen oder nicht, von Kant her beantwortet werden? Welche Beziehung hat die Ethik des Aristoteles zum Treibhauseffekt?

Ein hohes Maß an denkpädagogischem Geschick ist nötig, um solche Zusammenhänge aufzuzeigen und vor allem nachvollziehbar zu machen. Karl-Heinz Nusser hat es, und er demonstriert dies mit seinem neuen Buch auf exemplarische Weise. Seine Zeitdiagnose ist klar: Der bestimmende Faktor in den menschlichen Gesellschaften weltweit sei eine „Dynamik der Gier" (57); gegenüber der Natur verhielten sich die Menschen „maßlos", und dies habe „katastrophale Folgen" (52). Die von Nusser gezogene Schlussfolgerung ist gleichermaßen deutlich: Die Zukunft der Menschheit hänge ab von einer global wirksam gemachten Ethik — er spricht gelegentlich auch von einer „ökologischen" Ethik (158, 166, 168, 176) —, die von der Vernunft her ausformuliert worden sei und in deren Gesetze stets eingebunden bliebe. .... Karl-Heinz Nusser leistet seinen originalen Beitrag zur Diagnose unserer Zeit in der Form politischer Theorie, indem er (a) eindringlich auf die Vorlage von Platon aufmerksam macht, sie (b) sorgsam rekonstruiert, (c) in die Problemlage — und damit auch Sprache — der Gegenwart überträgt und (d) mit dem Gegenmodell kontrastiert, wie es Thomas Hobbes am konsequentesten und radikalsten ausgearbeitet hat.«

Tilo Schabert, in: Politische Vierteljahresschrift 49. Jg. (2008), S. 765-766. 

weitere Rezension:

Harald Bergbauer, in: Zeitschrift für Politik 2008, Seite 373-374.
 

 
powered by philios.de, 14.05.2012
Karl-Heinz Nusser