Jaspers: Bücher in der Philosophie
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Karl Jaspers: Die Wahl für den Studierenden (Auszug)
zu: Lektüreempfehlungen für das Philosophiestudium

Ein Einzelner kann nicht alle Philosophen zugleich studieren, muß vielmehr in dem ihm zugemessenen Leben auf viele verzichten. Welchen Philosophen er aber zuerst wählt, und welche er später ergreift, in welchen er Größe sieht, das sind für ihn folgenreiche Entscheidungen.

Aber wo finde ich diese Großen? Die Menge der Bücher, die Masse des Wißbaren kann verwirren. [...] In dieser Masse der Bibliotheken gibt es nur eine geringe Zahl ursprünglicher und dauernder Werke. [...] Jene wenigen dauernden Bücher in der Philosophie sind solche, in denen ein Gedanke ursprünglich zu hellster und knappster Fassung kommt. [...] Hat man ihn wirklich erfaßt, dann kennt man mit einem Male ganze Büchermassen.

Es wäre gut, diese Bücher zu wissen, an sie in Arbeit und Studium sich zu halten, sich nicht zu vergeuden in der Mühe um das Verständnis abgeleiteter, nicht eigentlich aus dem Selbstsein sprechender Bücher. Aber es gibt keine gültige Tafel dieser Werke und Namen. Die Autorität der Überlieferung in der Abschätzung der Größe wandelt sich selber im Laufe der Geschichte. Durch sie aufmerksam gemacht, muß der Einzelne doch immer wieder aus eigener Verantwortung spüren, wo das Studium ihm hilft, um dem Wesentlichen näherzukommen, welche Denker kennenzulernen ihm von der größten Bedeutung ist.

aus: Karl Jaspers: Einleitung zu “Die großen Philosophen”, in: ders.: Die maßgebenden Menschen. Sokrates, Buddha, Konfuzius, Jesus, München 1975, S. 9-80, hier: S. 34-36.
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